Plattfischangeln auf der Ostsee

(Ein Klick auf die Bilder sagt mehr wie 1000 Worte... ;-)


Kleines Vorwort

Es ist ungefähr genau ein Jahr her, dass ich zuletzt in Meschendorf einen Kurzurlaub verlebt habe. Pfingsten war bereits ein Törn geplant gewesen, der aber leider für mich dann komplett ins Wasser fiel. Aber dieses mal sollte es klappen...


28. September 2007 - Endlich Urlaub!

Heute ist es soweit: mein erster Urlaubstag im weiteren Sinne... Das Ziel heißt - mal wieder - Meschendorf in Mecklenburg Vorpommern. "Wie üblich" habe ich bei Bernd und Bärbel Unterkunft bekommen und will mit Jörg die Ostsee unsicher machen. Pfingsten war bereits ein solcher Törn geplant gewesen, der für mich aber denn in letzter Sekunde doch noch ins Wasser fiel. Aber alles wird gut und um kurz nach sechs Uhr morgens donnerte ein vollbeladener Polo Richtung Norden. 650 km liegen vor mir - mehr als das doppelte der Strecke von Bremen aus. Mein Bruder hält mich auf dem laufenden, was die Verkehrslage angeht. Insbesondere Hamburg ist da so ein markanter Punkt mit vielen Staumöglichkeiten.

Die Tour verläuft absolut ohne Stress. Die einzigen Sorgen macht mir die Vorhersage vom Wetterdienst. Rügen bekommt eine Sturmflutwarnung verpasst, Meck-Pomm eine Unwetterwarnung mit Gewitter. Na, das kann ja noch heiter werden! Um Halb zwei kann ich durch das Tor auf den Hof fahren. Keiner da - naja, ich kenne ich ja gut aus und will der Ostsee einen Besuch abstatten. Auf dem Weg kommt mir Martin, Bernd und Bärbels "großer Sohn" entgegen. "Wir haben heute Nacht die Boote gerettet..." Mal wieder hat der Blanke Hans zugeschlagen und sich Teile der Steilküste geholt. In einer ziemlich spektakulären Rettungsaktion wurden die 5 Boote, darunter auch Jörgs Anka, in letzter Sekunde vom Strand auf die Küste gewuppt. Zwei von Bernds Gästen, Willy und Achim, haben kräftig mit angepackt, und so sichergestellt, dass die Boote nicht zwischen Rerik und Wismar zerschellten. Jörgs Anka hat es arg mitgenommen, aber wie groß der Schaden wirklich ist, wollten wir dann am nächsten Tag kontrollieren. Der Wind sollte ja nachlassen...

Bei dem Sturm ist an Angeln nicht zu denken, so dass wir uns erst einmal gemütlich zurückziehen. Den Abend, der für mich nicht lang werden soll, klingt bei Kaminfeuer, lecker Essen und Trinken und viel Latein aus.


29. September 2007 - Plattfischangeln die Erste?!

In der Nacht ist kräftiger Regen durchgezogen, aber der Wind ist viel weniger geworden. Haben wir die Chance, heute herausfahren zu können? Nach dem Frühstück fahren Jörg und ich erst einmal nach Kühlungsborn zu Holger Nießler, um dort Wattwürmer und Meeresringelwürmer zu besorgen.

Zurück auf dem Hof machen wir unsere Angelklotten klar, rüsten die Anka auf und prüfen die Schäden, die der Sturm hinterlassen hat: nur ein paar "Schürfwunden", die die Seetauglichkeit nicht beeinträchtigen sind zu sehen. Rumpf und Kiel haben nichts Großes abbekommen. Gott sei dank, steht nun der Ausfahrt nichts im Weg. Wie geplant nehmen wir Kurs auf und pflügen durch die Dühnung, die, je dichter wir Kühlungsborn kommen, immer höher wird. Entspannt angeln geht dabei gar nicht, und wir beschließen, wieder zurückzufahren und bis vor die Seebrücke Rerik die Küste nach Plattfisch abzusuchen.

Zu Hause habe ich mir bereits ein paar Montagen dafür gebastelt. Doppelhaken "Wishbone"-Montagen sollen heute den Futterneid der Platten ausnutzen. Wie das funktioniert, hat Jörg letztes Jahr bereits beweisen können. An der zweiten Rute ist eine einfache Nachläufermontage im Einsatz.

Wir machen die erste Drift und es rappelt sofort. Ein Wittling hat sich auf den Wattwurm gestürzt. Geht ja gut los... Der untermaßige Bursche wird wieder in sein nasses Element entlassen! Jörg legt einen Wittling nach und bei mir beisst der nächste Kollege. Diesmal Dorsch, aber auch er wird wegen Untermaßigkeit wieder über Bord gelassen. Dann der große Moment: eine Flunder beisst bei Jörg an und lässt sich nur widerwillig davon überzeugen, uns Gesellschaft zu leisten. Gutes Zureden hilft immer und sie nimmt brav in ihrer Kiste Platz...

Mit den Platten klappt das bei mir nicht ganz so. Dafür kommen jetzt gute Dorsche an die Reihe. Einer nach dem anderen steigt ein und fährt mit uns Boot. Zwischendurch steigen immer wieder Wittlinge ein. Es ist fast eine Plage, aber was können wir machen? Also weiterangeln und hoffen, dass da endlich eine Flunder, Kliesche oder meinetwegen Dorsch einsteigt. Das mit dem "Dorsch einsteigen" passiert dann auf einmal. Allerdings biss dieser nicht auf meinen Wattwurm, sondern einen kleinen Witti, der sich meinen Watti schnappte. Während ich den kleinen Fisch hochkurbel, gibt es einen satten Einsteiger im Mittelwasser, der sich die gerade eben gewonnenen Meter Schnur wieder klaut. Leider bemerkt der "Dieb" seinen "Irrtum" und verabschiedet sich mit einem zurückgelassenen, ziemlich mitgenommen aussehenden Wittling. Deutliche Bissspuren von der Brustflosse abwärts lassen auf einen "anständigen" Dorsch schließen.

Ein paar Driften später bemerke ich wieder einen Biss, der sich deutlich von den vorherigen unterscheidet. Sollte es etwa losgehen? Haben wie endlich die Butts gefunden???? Eine Flunder erscheint nach kräftiger Gegenwehr an der Wasseroberfläche. In etwa hat sie die gleiche Größe wie Jörgs Flunder zuvor. Leider soll das aber der einzige weitere Plattfisch des Tages bleiben!

In der Zwischenzeit haben wir die Seebrücke erreicht und gute Dorsche geangelt - und natürlich die obligatorischen Wittlinge... Aber auch hier sind keine Flundern oder Klieschen zu finden. Etwas enttäuscht machen wir und wieder auf den Rückweg, zumal in weiter Ferne ein sehr dumpfes Grollen auf ein dickes Gewitter schließen lässt.

Auch auf dem Rückweg sind keine Plattfische! Aber wieder fallen gute Dorsche auf unsere Montagen herein, wobei es wirklich egal ist, was man unten anbietet: mit Perlen, ohne Perlen, mit Spinnerblättchen oder ohne, Einzelmontagen, Doppelmontagen und so weiter. Das Ergebnis war jedes Mal das selbe: Dorsch oder kleiner Witti..

Am Ende des Angeltages haben wir zwei schöne Flundern, die jedoch für eine Rekordmeldung für Bernds Hof zu klein wären, mehrere schöne Dorsche und einige kleinere Untermaßige sowie unzählige Wittlinge, von denen drei in unserer Kiste landeten. Letztere machen dann einen weiteren Ausflug in die Gefilden des Räucherofens...

Wie am Abend zuvor sitzen wir wieder in der Grillhütte, wo bei Bratwurst und einem Bierchen über den Törn gefachsimpelt wird. Willy und Achim waren den Tag über ebenfalls mit dem Boot draußen, wobei auch ihr Fangergebnis mit unserem ziemlich übereinstimmt.


30. September 2007 - Hoffen auf den Tag...

Leider bewahrheitet sich die Befürchtung der Nacht. Der Wind hat merklich aufgebrist und kommt mit gut fünf Beauforts aus Südwest. Die Boote am Strand sind dabei zum Glück noch nicht in Gefahr und können dort bleiben. Aber ans Bootsangeln können wir leider so erst einmal nicht denken.

Am Nachmittag fahren wir mit Martin und Bernd zum "Flohmaxx", ein groß angekündigter Flohmarkt auf der Bad Doberaner Trabrennbahn. Irgendwas findet man da bestimmt, aber ein bestimmtes Ziel haben zumindest Jörg und ich nicht. Martin jedoch findet noch ein Schnäppchen der besonderen Art. Einen Schmiedeschraubstock. Braucht sicherlich nicht jeder, aber ein Büchsenmacher vom Fach kann in der Privatwerkstatt jede Art von Metallbearbeitendem Werkzeug brauchen. Das Mordstrumm findet jedenfalls in Jörgs Passat ein trockenes Plätzchen im Kofferraum. Wettertechnisch ist der Tag der reinste Albtraum und keine Minute im Trockenen wird bereut.

Warten wir also mal ab, was noch kommt...


01. Oktober 2007 - Plattfischangeln die Zwote...

So schnell, wie am gestrigen Tag der Wind und Regen kam, so scheint es heute wieder ein Angeltag zu werden. Zum Mittag hin nimmt der Wind soweit ab, dass er offenbar komplett einschläft. Wir fahren raus, dem Fisch entgegen...

Heute sind für mich wieder Doppelhakenmontagen angesagt. Jedoch nicht nebeneinander, wie bei der Wishbone-Montage, sondern hintereinander; Inline, wenn man so will...

Versucht hatte ich die ja schon letztes Jahr, aber irgendwie haute es damals nicht hin. Mal sehen, ob sich die "Umstellung" (ich habe nur den Knoten des oberen Hakens geändert) als erfolgreich herausstellt.

Ganz offenbar funktioniert die Variante ganz hervorragend. Ruckzuck lande ich einen Fisch nach dem anderen. Dorsch, Flunder, Kliesche wandern nach und nach in die Kiste. Endlich beißt es auch bei Jörg, der ebenfalls in mit Platten und Dorsch nachlegt.

Kontinuierlich zeigt sich der Fangerfolg. Es gibt keine 5 Minuten, in denen es nicht zuppelt. Sogar Dubletten in jeder Variante können wir fangen. Am Tagesende gewinnen Klieschen 19 zu 14 gegen die Flundern. Dorsche sind mit 8 Stück vertreten. Unzählige untermaßige Dorsche und Plattfische haben den Weg zurück ins Nass gefunden. Wittlinge halten sich heute in Grenzen, Jörg und ich fingen je einen.


2. Oktober 2007 - Let's go Pilken

Mein letzter Angeltag startet mit einer guten Nachricht: kein Wind, kein Regen, Sonne und ein paar Wolken. Perfekt um heute den Leoparden der Ostsee gezielt nachzustellen! Jörg hat auch ein paar Testpilker vom Anglerboard geschickt bekommen. Mal sehen, ob wir die auch zum Einsatz bekommen. Ansonsten ist "Ostseestandard" angesagt!

Wir machen uns nach dem Mittagessen auf ins Tiefe. Zwischen 18 und 20 m Wassertiefe starten wir die Pilkerei. Wegen der starken Strömung sind relativ schwere Gewichte angesagt. Zudem ist die Angelei eher mühsam, da wir sehr merkwürdig driften. Gegen den lauen Wind, irgendwie quer. Wir fangen beide je einen Dorsch, der groß genug ist, um uns Gesellschaft zu leisten.

Wir beschließen aufgrund der extrem guten Wetterlage weiter herauszufahren. An der 24 m Kante machen wir halt. Das Echolot zeigt tatsächlich Fisch an und wir starten zu Pilken. Strömungsverhältnisse sind identisch mit denen von vorhin. 100 g Spitzkopfpilker funktionieren jedoch recht gut, nur mit dem Fisch hält sich die Sache sehr in Grenzen. Vereinzelt können wir einen um den anderen Dorsch verhaften.

Da es aber auch so richtig hier nicht klappt wie wir uns vorstellen, fahren wir wieder ein Stück zurück und überlegen, eine relativ weit entfernte Stelle anzufahren, als der Motor ausgeht. "Sehr seltsam" meint Jörg, startet die Maschine erneut und fährt weiter. Kurz darauf ödelt die Drehzahl wieder runter und aus ist die Maus. Kopfschüttelnd wird wieder gestartet und weitergefahren, als zum dritten Mal die Maschine abbuddelt. Kein Grund ist erkennbar - Jörg meint noch, es klingt, als wenn jemand die Schraube festsetzt oder Kolben kurz vor dem festsetzen sind. Verunsichert machen wir uns auf den Rückweg. Keiner von uns traut in dem Moment dem sonst so zuverlässigen 8 PS Yamaha so richtig.

Ohne zu mucken geht es wieder zurück, aber nicht ohne Zwischenstopps... Diese sind jedoch freiwillig, um noch ein paar Leos zu verhaften. Leider entdecken wir auf dem Rückweg ein riesiges Areal mit Seegras. Ein Trawler scheint in der Nacht durchgepflügt zu sein. Wenn man den Schaden sieht, bekommt man einen richtig dicken Hals!

Inzwischen können wir auch die leichten "AB-Pilker" zu Wasser lassen. Der obere Einzelhaken an Spinnstange macht Jörg skeptisch. Zurecht, wie sich herausstellt. Leider vertüdeln sich Haken und Spinnstange mit Wirbel und Schnur mehr als nur einmal bei uns. Leider platzt auch am Prototypen der Lack nach bereits 4 Würfen ab.

Jedoch bringt das Ding auch Fisch an Bord. Jörg landet einen anständigen Witti, als bei mir sich ein kräftiger Einsteiger bemerkbar macht. Der größte Dorsch des Törns kann nach einem tollen Drill sicher gelandet werden.

Eine letzte Drift kurz vor dem Hafen beschert uns beiden noch je einen Dorsch. Dann beginnt Jörgs "Testfahrt": kurz vor dem Ufer beginnt er den Motor zu quälen, der bis dahin keinerlei Mucken mehr machte. Aber auch Vollgas, Kurve, Vollgas machen ihm nix aus. Alles sehr seltsam...

Martin und Bernd sind kurz nach uns rausgefahren und haben sehr gut Plattfisch gefangen. Martins Aluboot hat sich ebenfalls auf der Jungfernfahrt als zuverlässig, robust und fischreich herausgestellt. Wir können also zum gemütlichen Teil des Tages kommen. Als Abschluss wird der Räucherofen mit Elbaal, Brassen, Wittling und Flunder bestückt.

Richtig lecker sind Aal und Wittling, der Brassen und die Flundern eine echte Delikatesse. Viel kann man davon jedoch nicht essen. Zu mächtig ist das Ganze, zumal es schon recht spät ist.


3. Oktober 2007 - Abfahrt...

Am Tag der Deutschen Einheit muss ich leider wieder nach Hause aufbrechen. Bei absoluter Windstille und strahlend blauem Himmel ist das eine wirkliche Sünde. Aber wat mutt, dat mutt... 650 km liegen wieder vor mir!

Wie immer bleibt mir nur ein großes "Danke" übrig: Quartier von Bernd und Bärbel, Boot von Jörg, viel Spaß mit allen, die dort waren - eine unschlagbare Kombination. Bernd wünsche ich mit seinem Bootsverleih alles nur erdenklich Gute. Wer mal spontan auf der Ostsee angeln will, kann sich vertrauensvoll an den "alten Haudegen" wenden!



© Weserstrand-Bremen.de (Frank Völkle)